PfeilHead item3 item2 item1 Anmelden Zeiten Menschen Zeiten Anmelden Menschen

Montag, 24. Dezember 2007



Am neunten November erschien das Goetheanum mit einem Leitartikel von Thomas Brunner. In diesem Aufsatz arbeitete er einige Kernthesen seines Vortrags der anderzeit-oktobertage schriftlich auf. Click auf das Bild führt zum lesbaren PDF(Dank an die Redaktion der Wochenschrift).

Freitag, 21. Dezember 2007

Erstes Etappenziel erreicht



Eine erste Zusammenstellung der transkribierten Tonmitschnitte, Zusammenfassungen und Berichte der Veranstaltung ›Was ist an der Zeit‹ liegt jetzt vor. Dieses Materiel ist für alle Beitragenden und jene Teilnehmer, die sich an der bisherigen Aufarbeitung beteiligt haben adressiert. Weitere Teilnemer können ein Exemplar auf Anfrage erhalten. Überarbeitungen von Texten, erweiternde und eigenständige Beiträge werden bis zum 1. Februar entgegengenommen. Die Arbeit im Hinblick auf eine Folgeveranstaltung vom 1. bis 5. Oktober 2008 nimmt ihren Ausgangspunkt in der Auseinadersetzung mit den vorliegenden Beiträgen.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Mœgliche Orientierung

Magdalena Vollmer

4. Oktober 2007 am Goetheanum bei Basel, Schweiz.
›Was ist an der Zeit?‹ lautet das Thema und scheint nahezu nach Antworten zu dursten. (Ich nehme einen Schluck aus meiner Tasse, es ist zwanzig nach acht.) ›Tja.‹ lasse ich verlauten- denn was sollte ich spontan drauf antworten? Wenn ich es recht bedenke, ist die Frage doch eigentlich nahezu unverschämt!?! (sie ist so unspezifisch wie nur irgendwie möglich! Wie sollte sich ein Gefragter daran orientieren können?) Vielleicht braucht es genau das, um hierher zu locken, wer weiß.
Ich weiß nicht- wir dürfen also auf Antworten gespannt sein. Ich möchte gern ein paar Eindrücke der Tagung vermitteln. Wer bereits ein wenig in der Sonderausgabe der ›projekt.zeitung› gelesen hat, kann sich vielleicht denken, wie es jetzt ungefähr weitergeht.
Es ist Donnerstag in der Früh. Zu früh? Ich sitze alleine am Tisch und schreibe. Nebel liegt in der Luft, hüllt die Berge Basels noch in verträumte, milchige Decken. Die Luft ist frisch – ich bin es, nach der Dusche, auch… Kaffee für einen Franken. Langsam trudeln die ersten Tagungsteilnehmer zum frühstücken ein; verschlafene Blicke, Kaffee und Zigarette. Es lockt ein buntes Buffet von Bioprodukten. Zeitung und das Geräusch des Wasserkochers. Was ist an der Zeit? Ich krame Notizbuch und Stift hervor, und versuche, mir die gestrigen Gespräche ins Bewusstsein zu rufen… zu früh! Bäh, zu wenig geschlafen.
Die Veranstaltung trägt viele Namen; Akademietage, informierte mich unlängst ein Bekannter, vier Tage Gespräch, steht auf dem Programmheft- ein Programm für vier Tage, 3. bis 7. Oktober, in dem vor allem wohl die Zeitfrage geklärt wird, da bin ich sicher! Ist doch auch schön, dass mir endlich mal einer beantworten wird, was ansteht…:P Gestern hat beispielsweise Stefan Brotbeck, der ›(vor-)letzte Philosoph‹ unter uns, einen amüsanten, interessanten Vortrag gehalten! Unter dem Motto: ›Zeiträtsel Ich‹ sprach er vor allem von creatio ex nilio, der Schöpfung aus dem Nichts, aus der er die ›Schöpfung aus dem Ich‹ herleitete- ein interessanter Gedanke- ich meine; es ist wohl weniger ein Aufruf zum Atheismus, als vielmehr zur Bewusstseinserweiterung, denn es scheint wohl recht erheblich zu sein, ob unser Tun sich vollzieht oder vor sich geht.
Es gibt also zum Beispiel eine Fülle von Vorgängen in der Natur. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie geschehen, ohne dass dies nun eines besonderen Bewusstseins bedarf. Während ein Vollzug maßgeblich das Schaffensbewusstsein eines Individuums erfordert. Vorgang ist also nicht gleich Vollzug! Bestimmt kann man sich unter diesem Aspekt denken, dass ich spätestens in diesem Moment begriff, dass auch das Antworten-finden letztendlich einem Vollzug unterliegt und ich schon deshalb von der Vorstellung ablassen musste, Antworten geliefert zu bekommen. Ehrlich gesagt ist es mir so aber auch viel lieber!
Eine Tasse Kaffee, satt von Kathas Bircher Müsli; der Versuch, einen Überblick zu bekommen über die Notizen von gestern. Langsam wird der Raum von Menschen gefüllt. Andere sitzen auf der Terrasse und unterhalten sich in der morgendlichen Frische, während die Zigaretten sie zumiefen. Was diesen Anblick betrifft, bietet sich mir das gleiche Bild wie vom Vortag, nur dass es sich nicht um denselben Tag handelt. Im Grunde genommen weiß ich schon jetzt nicht mehr, wo das Ganze angefangen hat.Laut Brotbeck kein Problem, da seiner Ausführung zufolge weder Anfang noch Ende von Bedeutung sind, sondern ein neuer Sinn aus der Mitte heraus geschaffen werden muss; weniger erheblich ist also auch die Frage nach dem Anfang, als vielmehr die Frage nach dem/der Anfangenden. Es ist also an dir, ›aus der Mitte heraus‹ der ›Anfangende‹ zu sein… hum, klingt fast wie ›Carpe Diem‹…
Ich schaue vom Papier auf, lege den Stift hin. Demnach muss ja alles, was nicht aus dem Ich heraus schöpferisch ist, als Modul agieren; eine Funktion in den Naturzusammenhängen haben – und das war´s? Um das Buffet hat sich eine Gruppe hungriger versammelt. Ich beschließe einen Morgenspaziergang zu machen.
Diese Tage sind erfüllt von Gedanken, Worten, Begegnungen, Gesprächen, Vorträgen. Ständig springen die Perspektiven von hier nach dort – und, ja – Dein Hier ist mein Dort, während mein Hier auch nicht Dein Hier sein kann. Wir bewegen uns im selben Raum, und doch beschreitet jeder den eigenen. Gibt es verschiedene Jetzts ? Menschen wie Brotbeck bringen mich mit ihren Sätzen zum Lächeln, Aufhorchen, Nachdenken… Ich grübelte noch immer über besagte scheinbare Zeitverwirrungen nach, während im Podium bereits neue Ansätze zum Thema in Hinsicht auf den ›Wissenschaftsbegriff und Rudolf Steiner‹ angeführt werden. An der Tafel entstehen Zeitmuster, Stichworte etc. für das allgemeine Verständnis, den Überblick. Ich horche bei dem Satz: ›Wir können nur erkennen, was wir schon wissen.‹ auf und erkenne, dass ich noch nichts von all dem weiß.
Es hieß: da wir nur erkennen können, was wir schon wissen, können wir die wissenschaftliche Anschauung der Welt nie ganz ergreifen… ich frage mich, ob das schlussendlich von Wichtigkeit ist?
Mut zur Lücke. Ich werfe einen Blick auf meine Notizen; dort steht: ›Wissenschaft für sich wird oft dem Gegenstand nicht gerecht.› und: ›Das Paradox löst sich nicht im Denken, sondern in der Entwicklungsrealität auf.› Überschaubar… weiter unten auf der Seite dann ›die Wissenschaft der Du-Perspektive›- darunter ein paar kurze Anmerkungen und eine Auflistung verschiedener Zeitabschnitte; Römisch drei für das ›Futur II› (was geworden sein wird. In Anführungszeichen: Zusammenarbeit)… usw… fühle mich in Schulzeiten zurückversetzt, in denen es auf der Tafel von verschiedenen Zeiten und den dazugehörigen Regeln und Ausnahmen nur so wimmelte- allerdings handelte es sich dort lediglich um Grammatik… wer hat bloß all das Zeug in mein Notizbuch gekritzelt?
Oh, da ist etwas von Rilke!
›(…)Wie ist das klein, womit wir ringen,
was mit uns ringt, wie ist das groß;
ließen wir, ähnlicher den Dingen,
uns so vom großen Sturm bezwingen, -
wir würden weit und namenlos.

Was wir besiegen, ist das Kleine,
und der Erfolg selbst macht uns klein.
Das Ewige und Ungemeine
will nicht von uns gebogen sein.
(…)›
(›Der Schauende›)
Das ›Ewige und Ungemeine› will nicht ›von uns gebogen sein›. Wir erkennen nur, was wir schon wissen. Es gibt wohl auch Dinge, die nicht erkannt werden wollen. Aber es ist wohl ein Urbedürfnis, dass uns immer wieder auch zu den wissenschaftlichen Fragen leitet- der Mensch auf der ewigen Suche nach der Antwort… auf welche Frage?
Irgendwie werden verdammt viele Fragen gestellt - verdammt! Ich hatte doch mit Antworten gerechnet ;P In den folgenden Podien werden immer mehr Begriffe hinzugenommen; die Seiten in meinem Notizbuch nehmen Seite für Seite einen skizzenartigeren Charakter an; ich erstelle Mind maps während ich versuche, gedanklich dran zu bleiben. Immer dran bleiben. Das ist doch eigentlich auch an der Zeit! Dran bleiben am Verständnis für Zusammenhänge und Ineinanderwirkendes. Dran bleiben am Anderen, dran bleiben am Eigenen…
Bodo Von Plato stellt eine These auf: Die Menschheit sei an einer Schwelle der Zeit: Ständig stehen wir zwischen Möglichem und Wirklichem - manchmal bemerken wir es wohl nicht- jedoch kommt es häufiger vor, dass Dinge, die geschehen können, dennoch NICHT geschehen- warum?!? Wir sind sozusagen ausgestattet mit einer Möglichkeitspalette in unserem Leben; ein großes Aufgebot an Dingen, die geschehen KÖNNTEN. Eben dieses Mögliche, das uns manchmal so rätselhaft erscheint, oder uns frech einfach unsere Pläne über den Haufen werfen lässt, ist das Moment vor dem gelebten Leben. Ich finde, diese Betrachtungsweise passt noch besser als die Definition einer Lücke; es hat etwas Beruhigendes an sich, denn die Dinge gewinnen dadurch doch auch irgendwo eventuell einen humorvollen Sinn. Unter diesem Aspekt könnte also eine verpasste Bahn nicht einfach nur ärgerlich sein, sondern ziemlich interessant! Ich sollte üben, das Bewusstsein für solcherlei zu schärfen… würde mir sicher mehr Gelassenheit verschaffen ;)
Initiativen wie IDEM und Captura stellen sich vor. Die Frage ist klar: Was ist an der Zeit! Alle Repräsentanten, die vorn brav in einer Sitzreihe sitzen, berichten, was sie bestimmt schon über hundert Mal erzählt haben. Als daraus dann klar wird, dass beispielsweise die Mitwirkenden von Captura im Prinzip nur von Schenkungen leben, öffneten sich neue Horizonte in den Köpfen der Zuhörer… freiheitliche Gestaltung, Verwaltung… Risiko… Maria von Captura bekommt die Frage gestellt, warum genau sie all das mache. Sie sucht nach einer Formulierung, kann sie nicht finden. Schließlich antwortet sie, dass eine Idee, sobald sie niedergeschrieben sei, bereits gestorben wäre. Mut haben, sich mit etwas zu befassen, das man eigentlich nicht erklären kann. An der Zeit für Stellungnahme, an der Zeit für Vertrauen. Und dass es solche Konzepte wie Captura (Schule von morgen) gibt, ist doch ein Glück- und zugleich ein Jammer (dass sie von Nöten sind!). Denn, und das führte Gottfried Stockmar im Anschluss an; die Schulen leiden an einem Überdruss. Es besteht ein Spannungsverhältnis zwischen dem Übergewicht der Lebenswirklichkeit gegenüber der Ideen, bzw. umgekehrt. Letztendlich führe dies zum Verdruss, Resignation sei die Folge.
Ruth sagt, dass sie selbst einmal die Situation erlebt habe, dass sie auf einer Tagung mit gefragt wurde, was sie denn von Schule im allgemeinen erwarte, hoffe, wünsche. Die Teilnehmer dieser Tagung verfassten eine Liste mit den Unabdingbarkeiten. Da wurden sie plötzlich von einem Mann angesprochen, der fragte, ob ihnen klar sei, was sie dort geschrieben hätten?! Rudolf Steiner habe, als er die ersten ausgebildeten Pädagogen in die Schule für die Kinder schickte, eine Liste verfasst, die wichtige Ratschläge für die Gestaltung des Unterrichts beinhaltete. Die Liste war nahezu identisch mit der ihren! Vergangenheit und Zukunft; wieder ein Bogen geschlagen!
Es ist an der Zeit, wach zu sein, schießt es mir durch den Kopf. Wach sein für Gewesenes, Gewordenes- Werdendes! Leise schließe ich die Saaltür hinter mir; die letzte halbe Stunde des Gesprächs wird ohne meine Ohren stattfinden; ich helfe Katha und Olga bei den letzten Vorbereitungen für das Mittagessen. Mir kommt es vor, als würde die Anzahl der Tagungsteilnehmer stetig zunehmen – wie Katha so schön sagt: ›Philosophen vermehren sich über Nacht!› und ich denke, das Fassungsvermögen ihrer Bäuche obendrein… Wir kochen so viel- und immer ist nach kurzer Zeit alles weggeputzt und es reicht für manchen Nachschlag längst nicht mehr. Denken macht Hunger ; )
Nach kurzer Zeit greift das Küchenteam bereits auf Trick 17 zurück: Teller vorbereiten und aufbewahren… nicht zuletzt vielleicht einen für uns, doch notfalls wird man auch von Äpfeln satt, lecker! Es sei einmal nachgehakt: ›Gibt´s eigentlich auch Tee?!?› Don´t stop smiling. Die Mischung aus hoher Schule (Leben, Philosophie, Wissenschaft…) und Möhrenreiben scheint etwas abstrakt, in der Tat fühle ich mich, als bewege ich mich in zwei parallelen Welten, doch Abwechslung tut gut.
Beispielweise ist gestern ein wahrlich guter Abendvortrag über Esoterik von Johannes Kiersch völlig an mir vorbeigegangen! Nicht, dass er nicht auf sich aufmerksam gemacht hätte; mit eleganten Formulierungen und voller Charme zwinkerte er mir zu (also nicht Herr Kiersch, sondern der Vortrag natürlich!), aber ich konnte einfach…konnte nicht… die…Ohren offen halten… den Verstand aufwecken… Zu lange vorm PC gesessen in der Nacht davor; alles lief nur noch auf Standby. Ich hätte gerne die Audioversion seines Vortrages zur gedanklichen Nachbearbeitung, mal sehen, ob es diese auch noch bald geben wird. Es wäre hilfreich und schön…
Was ist denn nun an der Zeit? Obwohl, mittlerweile würde ich mich wohl auch nicht mehr mit einer Antwort zufrieden geben! Vielmehr entsteht in mir der Eindruck, dass diese Fragestellung eine Ermunterung verkörpert, täglich durch eben sie an der Zeit zu sein, indem wir zeit, bewusst oder eben auch unbewusst handeln. In den eigentlichen Konflikt geraten wir ja erst, wenn wir uns unsere unbewussten Handlungen durch sie ins Bewusstsein rufen.
Umgeben von Vorträgen, dem gesprochenen Wort, der Sprache- jeden Tag, viele Stunden. Wir sind in der Schweiz. Durchzogen von Schweizerdütsch und bunt gemischter, maßgeblich süddeutscher Dialekte. Unsereins weiß natürlich, dass das sauberste Deutsch das im Norden (vornehmlich natürlich in Hamburch) ist! Olga bezeichnete meinen Lokalpatriotismus unlängst als Lokalsnobismus, das gab mir zu denken. Gleichzeitig stellte ich fest, dass ich mich wohl in die Art Singsang hineingehört haben muss; denn umso deutlicher begegnet mir nun der nordische Slang, repräsentiert von Grottfried Stockmar. Er arbeite und lebe in Hamburch, wortwörtlich-, und ich freue mir einen Keks, als ich das höre, was ich vorher kaum wahrgenommen hab: Heimat. Auch mal wieder an der Zeit, nach Hause zu fahren, wird mir klar. Was aber noch viel eindringlicher als dieser vertraute Klang unserer Sprache ist, sind seine Augen; von stechendem Blau, dieser Hamburger Jung! Und noch viel mehr -und noch viel wesentlicher- seine Worte. Er erzählt von seiner Vergangenheit, seiner Gegenwart, von dem, was er noch nicht weiß und von dem, was er ahnt. Er erzählt davon, dass er ein Grundstück mit zwei Herrenhäusern in Hugoldsdorf gekauft hat und es zur Verfügung stellt für einen Werdens-prozess der ohne Bestimmungen oder Bedingungen Raum gibt- ohne römische Einflüsse- sprich ohne all den gesetzlichen Kram, der uns in so vielem einschränkt und klein machen will. Apropros klein: Die Türen, das sei ganz wichtig, sollen schließlich groß genug sein, dass der Mensch mit seinem ganzen Wesen hindurchgehen könne! Der Saal schweigt und lauscht während er spricht, spricht mit Bedacht und Ruhe; in seinen Worten sammelt sich eine ungeheure Kraft- und darum fallen mir wohl auch diese Augen so auf; sie blitzen, als er von seinen Überzeugungen spricht und von dem was ihn bewegt…
›Schone die Freiheit der Anderen und zeige deine eigene.‹
Die Leute von Captura sind vor einer Woche nach Hugoldsdorf gezogen. Mal sehen, was noch passieren wird. An Pfingsten ist ein Fest geplant. Ich plane, dort hoch zu fahren. Wieder einmal mehr habe ich das Gefühl, als würden sich in dieser Woche sämtliche möglichen Varianten meiner unmittelbaren Zukunft auftun. Mir kommen plötzlich radikale Gedanken, ich neige zu Tagträumereien, während ich aus den großen Saalfenstern in den Himmel schaue. In dieser Woche ist das Wetter einfach großartig! Dieser Herbst ist ein sehr schöner; bunte Baumkronen schmücken wie kleine Farbkleckse das grüne Panorama, endlich! kann man mit den Füßen durchs Laub rascheln, und nebenbei scheint die Sonne und bringt noch einmal wärmere Temperaturen zum Abschied mit.
Der Ausblick ist ein schöner, zweifelsohne. Die Umgebung bringt mich in Bewegung- mal glühen die Füße, mal ist es der Kopf- jedenfalls habe ich Feuer gefangen, ohne genau sagen zu können, für was.Weg von all dem, was man tun könnte- hin zu dem, was man tun wird!
Der Abendvortrag des vierten Tages wird von Joachim Daniel gehalten. Thema ›Wahrheit und Macht – Aristokratie und Demokratie im Erkenntnisleben›. Anhand der alten Ägypter führt er auf, dass die heutige Menschheit die Aufgabe ihrer Existenz vergessen hat; Privatisierung der Weltanschauung, Individualisierung der Wahrheit. Wir vereinzeln uns immer mehr aus der geeinten Welt; alles ist nur noch in fragmentarischer Form vorhanden. Die entgrenzte Gegenwart, Unverbundenheit, Globalisierung und Individualisierung der Lebensform trägt ihm zufolge dazu bei, dass eine allgemeine, verbindliche Wahrheit überhaupt nicht mehr existieren kann. Wir laufen direkt in eine große Verwirrung hinein und ein Ausspruch Sokrates´ wie beispielsweise: ›Verstanden hat man nur, was man verstanden hat.› bringt uns zum lachen- sollte uns aber vielleicht eher zum Weinen bringen, wie viele Worte verlieren wir, verlieren ihren Sinn an uns, wenn wir sie dauernd einfach nur >kopieren und >einfügen?!? Er sagt aus Verantwortung entstehe Macht. Macht sei die Fähigkeit über einen Menschen zu verfügen (und das lässt sich nicht automatisch mit Gewalt gleichstellen). Jedenfalls könne man diese Gedankenkette weiterführen, bis selbst eine Verantwortung für die eigenen Gedanken existiert. Ich habe Kopfschmerzen.
Denken als Vermögen der Einheit. Erst wenn wir kommunizieren, können wir also im Bezug auf die mögliche entstandene Einheit eine gemeinsame Wahrheit finden. Aber können Individuen als Einheit denken? Wenn bisher die Wahrheit ›eine Einheit in ewiger Gegenwart‹ war, so ist jetzt ist die Frage: Wie erschließt man sich die Wahrheit im Werdenden? Und das lässt sich genauso auf jeden einzelnen Menschen ableiten; denn das problematische unserer Gegenwart ist Daniel zufolge, dass die Menschheit die Fähigkeit verliert, im Werden zu sein. (Darum verkürzen wir die Kindheit und verdrängen das Alter…)
Nachtcafé zu später Stunde; leckere Kleinigkeiten aus dem mit Lampignons beschmückten Captura-Bus; während das Panorama unzähliger kleiner Lichter Basels die Gedanken schweifen lässt. Auf die richtige Mischung kommt es an! Holunder Chili zum Beispiel… Ich bin aufgekratzt und hätte Lust, zu tanzen- es fehlt mir definitiv an ausgleichender Bewegung.
Erschienen die Tage anfangs endlos, so sind sie nun fast vorbei, und ich fühle mich sonderbar aufgelöst. Die Gesichter sind vertraut geworden, die Stimmen dazu… irgendwie ist ein Stein ins Rollen gekommen; allgemein wird debattiert wo und wie man ein Gespräch in diesem Rahmen fortsetzen könnte, bzw. in wie fern wir dieses Gespräch weiter fortsetzen.
Im Buch: Satzfetzen, die anregen…
Hat die Wahrheit eine Person? Nichts in der Welt ist dinghaft, Sofia.
Im Geist lag der Keim meines Leibes. Im Leibe liegt des Geistes Keim.(Gottfried Stockmar)
Die Wahrheit selbst hat ein Was/Wie/Wer. Letztendlich geht es jedoch um das Wer (auch im Bezug auf die Wahrheit).
Keine Freiheit ohne Verantwortung, keine Verantwortung ohne Freiheit.
Leben und immer wieder auflösen.
Wir haben keine Möglichkeit zu erkennen. Seit Jahrtausenden ist alles mathematisch, logisch. Wir können nur ahnen- und die von uns, die talentierter im Ahnen sind, ergreifen die Macht- es gibt keine Möglichkeit, die Zukunft erfassbar zu machen, wir können das Leben nur physikalisch erkennen. (Joachim Daniel)
Verantwortung kann man nicht nehmen, sondern muss man wahrnehmen lernen.
Verantwortung hat nichts mit meinem Ich zu tun. Es liegt in der Welt und in meiner Aufgabe, ein Verhältnis dazu zu entwickeln.
Wir werden gelebt, nicht gelöst.
Es gibt ideen- und es gibt Absichten. Spüren, wenn etwas beabsichtigt ist! (Bodo v.Plato)
Ich bin Erkenntnis. Was ich bin ist kein Sein.
Ich bin Phantasie, aber was ich bin hat keine Wahrheit.
Auf die Erde kommen = abstrakt werden. (Thomas Brunner)
Freiheit- wozu? (Nolde)
Wir können uns an übersinnliche Wahrnehmungen nicht erinnern. Lediglich die Methoden der Seele können wir uns ins Bewusstsein rufen; das Wahrgenommene umsetzen. (Johannes Kiersch)
Was ist an der Zeit?
Wir finden eine mögliche Orientierung als Antwort. ‹

Dienstag, 4. Dezember 2007

anmerkungen zum diskurs

Wissenschaft und Kunst
Roland Halfen

Wenn Rudolf Steiner die Anthroposophie dadurch zu charakterisieren versucht, daß er sagt, sie beginne als Wissenschaft, steigere sich zur Kunst und vollende sich in religiöser Vertiefung, so ist das m.E. nicht als ein Weg durch drei aufeinanderfolgende Bereiche zu verstehen. es geht vielmehr um die Entwicklung von der einen zur nächsten Qualität als stringente Entfaltung. Diese Frage der inneren Stringenz ist aber im Grunde noch gar nicht zu behandeln, wenn noch gar nicht klar ist, was man unter der Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie versteht. Der zwischenzeitlich eingebrachte Vorschlag, diesen Anspruch fahren zu lassen und sie von vornherein als Kunst zu behandeln, ist vielleicht aus persönlichen Gründen verständlich, wird aber der Sache nicht gerecht. Ich glaube, daß man sich zunächst mal noch klarer darüber werden sollte, daß es nicht sachgemäß ist, von "der" Anthroposophie zu sprechen, die "man" irgendwie schon zu "haben" glaubt, um sie dann durch Stellen aus Steiners Werk heraus zu rechtfertigen, sondern den eigenen gedanklichen, seelischen, praktischen Umgang mit Steiners Werk von vornherein so vollständig wie möglich als solchen im Bewußtsein zu haben, und schon hier die Frage der Wissenschaftlichkeit zu stellen. Und hierfür braucht es meiner Ansicht nach den Aufbau eines wirklich eigenständigen - und vor allem von "außen" jederzeit vollständig durchschaubaren und nachvollziehbaren - Diskurses.

Und hierfür wieder scheinen mir auch Bücher und Schriften von fundamentaler Bedeutung, um die Eigenständigkeit der Forschung gegenüber dem Werk Steiners in die Breite zu entwickeln, nicht nur Gespräche oder Monologe. Die Ansicht ›was brauchen wir noch mehr Bücher, wir haben doch Steiners Bücher‹, ist unter diesem Gesichtspunkt einfach naiv, denn wir entfernen uns historisch immer weiter von der zeitlichen (Sprach)Form, in die Steiner seine Erkenntnisse gebracht hat, und kommen dadurch immer mehr in die Situation, daß man schon diese Sprache früher oder später einfach nicht mehr versteht. Steiners Werke sollen damit keineswegs suspendiert werden, sondern nur auf die Aufgabe hingedeutet, den selbstständigen Umgang mit Steiners Werk dadurch transparent zu machen, daß man ihn mit allen verfügbaren Mitteln reflektiert, und dies auch in eine aktuell kommunizierbare Sprache zu bringen versucht. Diese Aufgabe als eine Gestaltungsaufgabe zu erkennen, ist nicht unbedingt so im allgemeinen Bewußtsein. Es geht auch nicht darum, etwas abstrakt zu fordern (man sollte doch mal endlich ...), sondern darum, auf ein Gebiet zu deuten, das schon wesentlich mit zur Anthroposophie dazugehört. Die Verständigung des (sich mit Anthroposophie bechäftigenden) Bewußtseins mit sich selbst ist ein Prozeß, der jederzeit kommunizierbar ist, wenn das persönliche Erkenntnisbedürfnis expliziert wird. Jeder Mensch kann das meiner Erfahrung nach mitvollziehen, und auch die Schritte, die man zum Verständnis von Steiners Werk unternimmt. Die Frage ist aber nicht nur eine theoretische (wo fängt Anthroposophie an), sondern auch eine sehr praktische: Was fördert das Gespräch, den Diskurs, die Schrift, die innere und äußere Stärkung einer solchen Erkenntnisgemeinschaft?

Die Steigerung von der Wissenschaft zur Kunst beginnt dann, wenn man aus wissenschaftlich vertretbaren Gründen dazu kommt, die Art der Beobachtung ändern zu müssen, um bestimmten Beobachtungsobjekten, -subjekten, -prozessen usw. noch gerecht werden zu können. Das läßt sich plausibel machen, und hier würde auch der Übungsaspekt am einleuchtenden Ort sein. Das bedeutet, es könnte auf dem Feld der ›In-between-area‹ mehr herausgearbeitet werden, was für spezifische Erscheinungsbedingungen und -charakteristika die dortigen Phänomene besitzen. Da gibt es meinem Eindruck nach noch viel zu wenig Diskurs und entsprechend kaum etwas Publiziertes. Das beginnt schon mit der Aufmerksamkeitsforschung, die an dieser Stelle ansetzen kann. Wie unterscheiden sich die Arten der Aufmerksamkeit auf Aussenwelt, Kunstwelt, Innenwelt, innerliche Prozesse, Gedanken, Denken, Meditation. Da wird auch schon geforscht (Ulrich Weger) und es ließe sich daran anknüpfen und die Sache weiter ausbauen.

Mittwoch, 14. November 2007

schöpfung aus dem nichts als erwachende zivilgesellschaft

Clara Steinkellner

Das Folgende soll ein Versuch sein, die zwei meines Erachtens strahlendsten Gedanken der Tagung ›Was ist and der Zeit‹ in einer wesensgemäßen Verbindung darzustellen. Eigentlich ist es ja das Dritte, das aus dieser Verbindung gleichsam hervorgeht, das ich so gerne mitteilen will – aber ich kann es nicht in Worte fassen, es lebt als flüchtiges Bild-Moment in meinem Bewusstsein. Aber es findet sich etwas von genau diesem Bild-Moment, das mir vorschwebt, in zwei auf der Tagung angeklungenen Szenarien, nämlich dem Begriff der ›Schöpfung aus dem Nichts‹ und jenem der ›Zivilgesellschaft‹, die von der Tatsachenwelt zur Initiative aufgefordert wird.

Die ›Schöpfung aus dem Nichts‹ ist ja deshalb so prägnant, weil sie einerseits von einer Vorstellung, die auf dem Prinzip von Ursache und Wirkung aufbaut, nicht erfasst werden kann – und andererseits die Erfahrung der Welt, die Wahrnehmung des Lebens gar nicht ohne sie auskommt.
Es gibt ja das sprechende Bild zur Urknall-Theorie, dass man in einem Versuchslaboratorium Substanzen so nachstellen kann, dass wirklich aus einer kleinen Bewegung im Zentrum eine unermessliche Folge von Dynamiken einsetzt, dass alles zu zirkulieren beginnt und die fernste Peripherie mitschwingt. Da hätte man den Urknall nachvollzogen, dachte man – denn man vergaß natürlich den Menschen, der, nur mit einer Nadelspitze zwar, aber ohne ihn wäre gar nichts geschehen, die Substanzen in Bewegung brachte. Bei all diesen Dingen muss der ›Auslöser‹ mitgedacht, gesucht werden.

An was ich bei Zivilgesellschaft denke? An einem Kosmos von Menschenverbindungen. An kontinuierliche Kommunikation, die einzig durch das Interesse der Individualitäten füreinander aufrechterhalten wird. An Wahrnehmungsmöglichkeiten für den notwendigen Ausgleich. An Menschen, die nicht blind und taub sind füreinander, sondern am Anderen, am Gesellschaftlichen, an der Welt, etwas finden, dass dem eigenen Leben Sinn verleiht.

Angesichts der heute so mächtigen Tendenzen der globalisierten Wirtschaft und der von der Handlungsebene des Einzelnen völlig entkoppelten internationalen Führungs-Instanzen muten Kälte und Finsternis an.

Wer hat die Nadelspitze, die den Kosmos der Menschenverbindungen ins Leben zu rufen vermag?

Wir werden sie draußen, in unserer abstrakten Vorstellung von der Welt, niemals finden. Die Hoffnung müssen wir verlieren, um unsere eigene Handlungsfähigkeit zu finden. Denn wo Zivilgesellschaft ist, da ist die Schöpfung aus dem Nichts, da ist Ein-ICH-keit.

Sonntag, 4. November 2007

Wo Wort und Bild eins wird

Die Tafelkünslter Johannes Kiersch und Walter Kugler führen am Samstag, den 6. Oktober glaubhaft aus wie Bilder Erkenntnisse vermitteln. Fotografiert von Stefan Böhme.





Samstag, 27. Oktober 2007

It's about time

What does it mean to do the right thing? Is it about doing a good deed at the right moment? Most people can decide after something was done, whether it was good or leanig more to the bad side. Only afterwards we find out if something was good. Goodnes is not like truth - which we can think about and even prove without ever putting it into life.
Time goes by. Streaming is a quality of time. We have to live beside time as companion and in time, submitting our will to a hard but fair master. We can also miss it, and don't do something which we in hindsight see we ought to have done. Because the world moves with or without us, but it always pulls at you, never letting you go. Still we have to step out of times stream – that is, sometimes we need to see the world from the outside, and through this overview reflect on ourselves.
The path to right action at the right time can be summarized in three steps. Plan, do and reflect.
To plan is to make a picture of the future based on what you are cabable of seeing in the past. Thinking about the past, and then to combine the experiences into a picture of the future is to plan. But our own will is only a small part of the future, the free will of other people changes what we can do and what becomes. Sometimes something happens that no man thought of – where did it come from? It might been part of the past that was not clearly seen, or it could be something that other beings than man put into our time.
That much of reflecting and planning – what about doing?
Writing is one form of action, so is reading. Have you ever read something that changed your way of thinking? In thought you are free, that is free to think whatever you will, and to envision what ever action you like. And when you think of a new idea, you are also free in your will when you put the idea to life.
Does a text change while somebody reads it? In one way it does – the idea of the text is recreated, and therefore also grows as the new reader ads his or hers own thoughts to the idea. But does the next reader get theese thoughts?

If you think that writing notes in the side of a book just isn't changing the world enough – then there is a tool which gives you the chance to rewrite the text while you read it. It is called project Ideal Europe idealeurope.org
There you find a constitution for a new Europe, which grows as people read it. This text is as good as the people who read it, and tries to answer a question about time:

›What is the task of our time?‹ You have to ask that question in an individual way – to put into not just your time, but also your space. Where are you living? What do you need to put into the world? You will know the answer when you have done.

It is difficult to express oneself.
But the sun does -
by offering its own being.

Lasse Shou Hansen

Dienstag, 23. Oktober 2007

im angesicht

Sascha Scholz

›Ob wir uns dort als Menschen wirklich begegnen können und wollen, lässt sich nicht mit der Uhr abstimmen, vielleicht aber in der Ur-Zeit. Ob es gelingt, ein wirkliches Gespräch zu beginnen, liegt an uns.‹ hatte einer der Teilnehmer im Vorfeld der Tagung gemeint. Eine andere Teilnehmerin war u.a. im Nachhinein der Meinung, dass mit dem im Vorjahr beschriebenen Bild des ›Doppelstroms der Zeit‹ auf irgendeine Art (ein) Zugriff zum Kommenden, zum Zeitenstrom des ›Avenir‹ bestehen sollte. Es gibt offensichtlich neben dem aus dem eigenen Lebensfeld gestellten Fragen auch Notwendigkeiten, die uns alle gleichermaßen angehen. Eine so universal gestellte Frage wie ›Was ist an der Zeit?‹ könnte im Angesicht der krisenhaften Zustände des Sozialen Lebens sogar ein echtes Volksfest der individuell miteinander redenden und die gemeinsam aus den Unterschieden hervorgehenden Notwendigkeiten zur gemeinsamen Initiative verwandelnden Menschen sein. Voraussetzung ist dafür, erkennen zu wollen, dass diese unsere Tagungs-Frage aus der Lebenswirklichkeit heraus gestellt nicht philosophisch gemeint sein kann. Sicherlich kann keiner dem anderen vorschreiben, was an der Zeit ist aber er kann es ihm sagen. So richtig es ist, dass aus der Geschichte heraus die alten hierarchisch organisierten Wahrheits- und Bekenntnisverwaltungen abgelebt haben sollten, so ergibt sich das heute persönlich zu erringende Verhältnis zur Wahrheit aber nur, wenn im Zusammenhang gedacht wird.

Vier Tage hatten wir genug Zeit und Gelegenheit zum Gespräch über Mögliches und Notwendiges gehabt. Ein Zweifel kann richtiggehend bohren, was an der Zeit sein soll und es konnte vielleicht kaum einer diesen Zweifel sofort und endgültig mit befriedigenden Antworten aus der Welt räumen. Wege dahin konnten indessen aufgezeigt werden. Zu recht richtet sich nämlich zunächst eine solche große Frage an den Einzelnen. Und der merkt dann eventuell, dass er erst mal herauskriegen muss, was er selber will. Würde man aber an diesem Punkt der Entwicklung des ›Was ist für mich an der Zeit‹ stehen bleiben, dann würde der Willkür Tür und Tor geöffnet werden und der Müßiggang den Menschen von seiner wahren Bestimmung wegverführen, weil kein Zusammenhang mit dem sozialen Ganzen gebildet worden ist. Der heutige Individualismus garantiert uns nämlich nicht mehr die Möglichkeit einer lebensvollen Verbundenheit mit dem sozialen Ganzen, sondern er erzeugt im Menschen zuallererst ein duales Bewusstsein, wodurch sich der Mensch als abgeschnittenes Subjekt den sogenannten ›objektiven Gegebenheiten‹ gegenüber gestellt sieht. Ganz anders aber stellt sich die Frage was an der Zeit ist für denjenigen, der sich nicht mehr im Selbstgefühl befangen ›der Welt‹ gegenüberstellen muss, um seinen Halt nicht zu verlieren sondern der sich im sozialen Zusammenhang mit jedem Menschen denken kann und tatsächlich Verantwortung für den Nächsten empfindet.

Schauen wir noch einmal auf unser Gespräch. Mit diesen vier Gesprächs- und Vortragstagen sind Tatsachen geschaffen worden, sind auch wunderbare Berührungspunkte entstanden und gute Kontakte haben sich angebahnt, an die angeknüpft werden kann. Einen Begriff vom, einen Zugriff zum Kommenden, zum Zeitenstrom zu haben heißt ja erst mal nichts anderes als Ursachen zu erkennen. Wer Ursachen erkennt, kann den zukünftigen Folgen in einer bestimmten Weise begegnen. Oder sich seines eigenen Ursachenbauens bewusst werden, quasi als Schöpfer (oder Chancenverpasser) aus dem Nichts. Und für die Gegenwart bedeutet das notwendigerweise, Ursachen der Vergangenheit so aufzuarbeiten, das Zusammenhänge deutlich werden, um der Gegenwart wiederum gerecht zu werden. Denn es geht m.E. nicht um ein Vorwärtseilen in eine irgendwie geartete Zukunft – das wäre Flucht vor der Notwendigkeit, die ja da ist. Notwendig ist heute vor allem auf Forderungen also auf Notwendigkeiten zu achten, denn: ›Die gegenwärtige geschichtliche Menschheitskrisis fordert, dass gewisse Empfindungen entstehen in jedem Menschen, dass die Anregung zu diesen Empfindungen von dem Erziehungs- und Schulsystem so gegeben werde, wie diejenige zur Erlernung der vier Rechnungsarten. Was bisher ohne die bewusste Aufnahme in das menschliche Seelenleben die alten Formen des sozialen Organismus ergeben hat, das wird in Zukunft nicht mehr wirksam sein: Es gehört zu den Entwicklungsimpulsen, die von der Gegenwart an neu in das Menschenleben eintreten wollen, dass die angedeuteten Empfindungen von dem einzelnen Menschen so gefordert werden, wie seit langem eine gewisse Schulbildung gefordert wird. Dass man gesund empfinden lernen müsse, wie die Kräfte des sozialen Organismus wirken sollen, damit dieser lebensfähig sich erweist, das wird, von der Gegenwart an, von dem Menschen gefordert. Man wird sich ein Gefühl davon aneignen müssen, dass es ungesund, antisozial ist, nicht sich mit solchen Empfindungen in diesen Organismus hineinstellen zu wollen. Man kann heute von ›Sozialisierung‹ als von dem reden hören, was der Zeit nötig ist. Diese Sozialisierung wird kein Heilungsprozess, sondern ein Kurpfuscherprozess am sozialen Organismus sein, vielleicht sogar ein Zerstörungsprozess, wenn nicht in die menschlichen Herzen, in die menschlichen Seelen einzieht wenigstens die instinktive Erkenntnis von der Notwendigkeit der Dreigliederung des sozialen Organismus.‹ (Rudolf Steiner, Die Kernpunkte der sozialen Frage, S.49) Ob der eine oder andere eine menschliche Begegnung und wirkliches Gespräch erlebt hat, wird jeder für sich jetzt wissen und einer neuen Zusammen- und Weiterarbeit doch hoffentlich freudig entgegensehen. Es ist an der Zeit, dass…


Erfurt, 22. Oktober 2007
Sascha Scholz (dieinternetadresse{at}web.de)

Montag, 22. Oktober 2007

captura news blog

Vier Tage Gespräch vom 03.10.-07.10.07 in Dornach am Goetheanum. Johannes Nilo und Philipp Tok hatten eingeladen, es ging um die Frage nach dem was ansteht, was das bedeutet und um den Wissenschaftsbegriff Rudolf Steiners. In verschiedenen Podien und Vorträgen haben wir uns diesen Themen genähert und ich hatte das Gefühl, eines ständigen Gesprächs. Es war so viel los, so viel in Bewegung, dass ich es immer noch nicht richtig greifen kann. Ich habe so viele schöne Momente erlebt, eine Offenheit fürs Gespräch wahrgenommen und gute Gespräche geführt. Wir von captura haben das Nachtcafé gestaltet und dort abends und nachts gemütlich gesessen, Kaffee getrunken, etwas gegessen und natürlich geredet. Das ›Programm‹ war eine Kombination aus festen Punkten und offenen Räumen, die frei gestaltbar waren.
Schon während der Tage habe ich mich gefragt, waren es vier Tage Gespräch? Manchmal kam aus kleinen Ecken eine Erwartungshaltung auf mich zu, die ein Gespräch als Vorstellung fest inne hatte, diese Momente waren allerdings sehr unscheinbar und wurden durch eine allgemeine Freude und Offenheit zum Gemeinsamen schnell abgelegt. Ja, ich habe einen Freiraum erlebt, der den Menschen in seinem Sein voll angenommen hat, der es geschafft hat so gut wie jeden da abzuholen, wo er gerade stand und ihn in ein großes, vier Tage andauerndes Gespräch zu integrieren.

Diese Tage hallen immer noch in mir nach und warten auf eine inhaltliche Bearbeitung, was bestimmt auch damit zusammenhängt, dass wir am Ende der Tagung sofort weiter zu Anna an den Largo Maggiore gefahren sind und es erstmal keine freie Zeit gab.

Jasmin

Samstag, 20. Oktober 2007

Die Zeit drängt

titelt die aktuelle Wochenschrift ›Goetheanum‹. Bereits im ersten Absatz wird auf die Tagung ›Was ist an der Zeit?‹ verwiesen und aufgeschlagen findet sich der Bericht samt dem sehr schönen Busspiegelfoto von Stefan Böhme, leider versehentlich Florian Lück als Fotograf zugeordnet. Philip Kovçe und Börries Horneman schildern die rauchenden Köpfe.

Klick auf's Bild führt zu lesbarer Version. Oder Kontakt zur Wochenschrift.


(Das Goetheanum | Nr.42 • 07 | Aktuell)

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Dienstag, 16. Oktober 2007

Four days of conversation

From the 3rd to the 7th of October the Youth Section house was full of thoughts, conversations, words, smiles, open hearts and steaming heads.
First fourty, and soon grown to sixty "Philiosophers" of all ages busied themselves with delicate and challenging questions of (our) time.
"Was ist an der Zeit?", a question that has a connotation of future, of the coming, of a stream of time that we can't see but if we learn to let go of our counsciousness-safety-belt "the Past" we can certainly begin to feel the new quality of what was called the "Avenir" by some of the thinkers here.
Drawing the energy to carry on from the future instead of building on to the past. This is what was called "creatio ex nilio" the creation from nothingness.
As the caterer of organic meals for this event we had a good and hard time, good, because every one was so interesting and engaging, hard, because we were invited to join into the lectures and conversations while having the mind full of grams, spices and recipies. Steaming heads I say, but it made hosting the conference even more special!
When every one had gone home the Youth Section house was still full of energies, if they had been sounds it would have sounded like a Synphony by Beethoven I think! Slowly but surely they quieted down and faded out.
We are looking forward to more such events!

source: youthsection-dornach.blogspot.com

Montag, 15. Oktober 2007

Sonntag, 14. Oktober 2007

Samstag, 13. Oktober 2007

















Es war an der Zeit für vier Tage Gespräch

Lisa Staupendahl


Zeit.
Eins der wohl spannendsten und undurchsichtigsten Phänomene überhaupt. Wahrscheinlich weil man noch nicht einmal eindeutig definieren kann, was Zeit eigentlich ist. Zwar gibt es Ansätze, die zu einem möglicherweise besseren Verständnis führen, aber eine immer gültige Definition kann es einfach nicht geben.

Bei den Hochschulwochen im letzen Jahr stand für uns Teilnehmer im Zentrum der Betrachtung der „Doppelstrom der Zeit“. In diesem Jahr stand nicht die Zeit als solche im Mittelpunkt, sondern die Frage „Was ist an der Zeit?“. Gibt es vielleicht zumindest hierfür eine unmissverständliche Antwort?
Es gibt sie nicht. Schon im Vorfeld der vier Tage Gespräch wurde uns das an den zahlreichen verfassten Beiträgen klar; zahlreiche Vorträge und Diskussionen bestätigten dies.
Doch jetzt, nahezu eine Woche später, wird mir eine Sache immer mehr bewusst: Für uns, die sich in Dornach letzte Woche getroffen haben, war es an der Zeit für vier Tage Gespräch!

Vier Tage, um neue Eindrücke zu gewinnen.
Vier Tage, um verschiedene Meinungen zu diesem Thema zu hören.
Vier Tage, um eine der wichtigsten Fragen überhaupt zu diskutieren.
Vier Tage, die Fragen aufwerfen, auf die es keine eindeutigen Antworten gibt.
Vier Tage, die einen jeden von uns noch lange beschäftigen werden.
Vier Tage, um neue Kontakte zu knüpfen.
Vier Tage, um Bekannte zu treffen.

Für jeden einzelnen Menschen ist in jedem Moment etwas Bestimmtes an der Zeit. Doch nimmt man auch jede Möglichkeit, die man erhält wirklich wahr bzw. wie viele Möglichkeiten sind an einem vorübergegangen, ohne dass sie bemerkt wurden?
Für diejenigen, die ihre Projekte vorgestellt haben, war es irgendwann an der Zeit für die Gründung ihrer Initiativen- sie haben ihre Chance genutzt.

Doch auch wir, die Teilnehmer der ersten Akademietage, haben eine sich ergebene Möglichkeit wahrgenommen: Die Möglichkeit zu vier Tage Gespräch.













Freitag, 12. Oktober 2007

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Bericht auf ›Jolle's Blog‹

Vom 3.10. bis zum 7.10. hieß es ab nach Dornach, zur Tagung: „Was ist an der Zeit“!

Viele bekannte Gesichter und einige Neue; 4 Tage Gespräch ist der Untertitel. So ergaben sich sehr viele spannende, neue Gesichtspunkte und Ideen, auch angeregt durch die Vortragsredner, die von jeweils verschiedenen Seiten versuchten einen Blick auf die Frage zu werfen und eine mögliche Antwort, was an der Zeit ist.

Ein spannender Aspekt war z.B. die Frage der Gegensätze: die Welt existiert nur weil ich da bin UND die Welt existiert auch wenn ich nicht da bin! Ich bin Alles und ich bin Nichts! ;) Vielleicht ist es an der Zeit nicht mehr in „entweder oder“ zu denken, sondern in „sowohl als auch“?!

Ein weiterer Punkt war der, dass es zu unserer zeit gehört, dass wir, bzw. jeder einzelne die Sinnfrage selber lösen muss, wir sind auf uns selbst gestellt! Es gibt keine Instanz mehr, die mir sagen kann, wie ich zu leben habe.

Fragmente aus den Vorträgen:

- Der Anfang der Zeit?

- In der ganzen Natur geschieht nur, es wird nichts getan!

- Wenn alles etwas ist, gibt es kein Ich!

- Liebe ist Schöpfung aus dem Nichts!

- Erkenntnis führt zur Freiheit

- Wissenschaft | Kunst | Religion

- Die Fähigkeit des Menschen, mit anderen Menschen auszukommen.

- Vorgang | Vollzug

- Ich und Welt darf nicht zusammen fallen und nicht zu weit auseinander fallen.

- Räume für prozessierende Gegenwart


„Die Kenntnis dieser Dinge ist keineswegs mitteilbar wie die anderer Lerngegenstände, sondern aus häufiger gemeinsamer Bemühung um die Sache selbst und aus dem gemeinsamen Leben entsteht es plötzlich – wie ein Licht, das von einem übergesprungenen Funken entfacht wurde – in der Seele und nährt sich dann aus sich selbst heraus weiter.“ Platon


Joshua Conens (Quelle: jolle-news.blogspot.com)

aTok exNil(i)o

Katharina Ludwig (geklaut von ihrem Blog › kathafly.blogspot.com)


Mittwoch
Salat Brot
Stefan Brotbeck, viele Begriffe, wenig Begreifen, aber irgendwie ist es fesselnd und frisch!
Donnerstag
Müsli und Brot
Reis und Curry gr. Salat
Nudelsalat/kartoffelsalat/Brot
das Programm gestaltet sich zeitig-locker, stimulierend im Denken, entfesselt viele Gedanken- und Gesprächsmomente. Langer Abend, Nachtcafe mit Flair, Raum für Gespräche, es summt.
Freitag
Kartoffeln und Quark
Salat
Kürbissuppe Brot
Bodo von Plato, smooth wie immer! Es macht Freude, ihm zuzuhören. Er ist einfach ein humorvoller, faszinierender Mensch.
Ich denke immer wieder an backen, kochen, plane, rechne, wenn ich eigentlich erfassen will, was mir da geboten wird, was da mit uns gedacht wird. es ist schwer, bei der Sache zu bleiben, aber es macht Hunger auf mehr.
Nachtcafe, es gibt wieder viel zu sprechen, und ich höre zu, spannende Menschen. Es gibt Chai, T-shirts, Land for Life.
Samstag
Quiche
Möhrensalat
Salat Brot
Joachim Daniel und Gottfried Stockmar an einem Tag machen Lust auf mehr, machen froh über diese Fähigkeit des Denkens, die wir haben, machen weh im Kopf vor Gedankengymnastik, weil ich plötzlich mitkomme. Kann man Blasen bekommen vom denken?
Sonntag
Pancakes, Rührei, Brötchen
Pasta
Mehrere Beiträge, nach vier Tagen habe ich ein Gefühl bekommen, eines, das sich ausweiten lässt, ich hab mich in 40 Anthroposofen verliebt, es könnte weiter gehen, ich hätte Lust mich zu bilden und dort hinein zu denken, wo diese 40 grade waren, während ich für sie kochte.
Ich freu mich auf mehr!

Dank der Küchencrew!







Dienstag, 9. Oktober 2007

Wien, 8. Oktober 2007

Liebe Freunde von ›Was ist an der Zeit?‹,


Die Erlebnisse der letzten vier Tage veranlassen mich, hier in Wien nicht direkt, wie es gewissermaßen für mich an der Zeit wäre, in Gerry Stockers ›Theory an Methods of political Sience‹ oder Andreas Novys ›Entwicklung gestalten‹ unterzutauchen, - sondern noch einmal auf unser Gespräch zu schauen. Denn es gibt einige Anknüpfungspunkte, die mir zu lebenswirklich und wichtig erscheinen, als dass ich sie getrost jetzt schon der Geschichte übergeben könnte – und so mögen diese Zeilen ein Beitrag sein zur Fortsetzung des Gesprächs.

Voriges Jahr, bei der Hochschulwoche 2006 in Dornach, haben sich einige von uns ja ausführlich mit dem von Hella Wiesberger als Wurzelerkenntnis Steiners beschriebenen Bild des ›Doppelstroms der Zeit‹ auseinandergesetzt – jener großen und einfachen Aussage, dass der Mensch nicht nur als Naturwesen in der Chronik, jenem unaufhaltsam von der Vergangenheit in die Zukunft fließenden Zeitenstrom teilhat, sondern auch als Geisteswesen in die Zukunft denken kann und damit auf irgendeine Art Zugriff zum Kommenden, zum Zeitenstrom des ›Avenir‹ hat.
Die Frage ›Was ist an der Zeit?‹ trifft diesen Nerv. Sie richtet sich an einen Teil in uns, der selten angesprochen wird. Mitunter wird sie vielleicht gar nicht verstanden, in ihrer vollen Dimension - vielleicht als absurd abgetan, weil man ihre Tragweite nicht wahrhaben will, oder man beantwortet sie banal und wischt sie dann schnell vom Tisch, um nicht in Hilflosigkeit zu ersticken.

Mich berührt ihre historische Bedeutung. Weil ein nie gekannter Gesprächsraum eröffnet wird, wenn ich als Mensch meinen Mitmenschen diese Frage stelle. Weil die Zukunft nicht dem Lauf der Welt oder dem Lieben Gott überlassen bleibt, sondern die Frage das Spannungsfeld zwischen erschreckenden tatsächlichen Voraussetzungen und heiligstem inneren Ziel ausleuchtet. Weil sie die konkrete Handlung vorbereitet, aber in der umfassendsten Art. Weil sie die Formulierung von Problemen, von Aufgaben einerseits und von Lösungswegen, von Notwendigkeiten andererseits provoziert, aber nichts voraussetzt, kein Teilgebiet über das andere erhebt. Weil sie nicht abstrakt fragt: ›Was ist für dich das Gute?‹, sondern jedem die Auseinandersetzung mit der Welt hier und heute abverlangt.

Doch genug der Lobesreden an die Präsentierenden, auch wenn sie ganz so gemeint sind. Zurück zu den konkreten Fragen, wie sie in der Abschlussrunde im Raum standen.

Freiheit und Verantwortung – die lebensbestimmenden Begriffe des modernen erwachsenen Menschen, haben uns ja direkt an wirkliche Gestaltungsfragen herangeführt.
Wir alle erleben uns im Spannungsfeld zwischen Notwendigkeit und Möglichkeit, zwischen Pflichten und Freiheiten. (Ich verzichte jetzt auf Beispiele, denn der Einzelne wird lebendige Bilder vor Augen haben.) Ein weltumstürzender Unterschied in der Betrachtung dieses Zusammenhangs ergibt sich dann, wenn die grundlegende Frage nicht mehr lautet: ›Wie entkomme ich zunehmend den Notwendigkeiten und gewinne an Freiheit?‹, sondern: ›Wo werden die Bedingungen, denen ich mich anpassen muss, gebildet und warum sind sie so wenig freiheitlich?‹

Kennt ihr das Beispiel vom Brückenbauer, das Steiner einmal gebracht hat, um die Gefahren zu beschreiben, in die sich jeder begibt, der im sozialen Leben Entscheidungen trifft?
Wer eine Brücke bauen will, der muss zuerst seine Sache gut durchdenken, die Vorraussetzungen und das Baumaterial kennen, und die Kräftewirkungen genau berechnen – nun ist es bei gewöhnlichen Brücken so, dass die Brücke einstürzt, wenn ein Rechenfehler vorliegt, und der Fehler dadurch unmittelbar sichtbar wird. Bei gesellschaftlichem Bauen, bei Entscheidungen im sozialen Leben, bei Empfehlungen oder gar Gesetzen, da werden laufend unzureichende Annahmen vorausgesetzt, sodass die gewünschten Ergebnisse nicht erzielt werden, nur sind die Zusammenhänge zwischen Denkfehlern und Katastrophen viel schwieriger erkennbar.

Es erfordert exakte Begriffsbildung und echte Denkarbeit, um zu sehen, welch verheerende Auswirkungen die staatliche Bestimmung des Lebens heute mit sich bringt - und es braucht gesunden Menschenverstand und Phantasie, um zu sehen, welch großartige Möglichkeit entstünde wenn die Organisation des Bildungs- und Kulturlebens heute freie, zivilgesellschaftliche Aufgabe wäre. Ich kann keinen Weg in menschenwürdige Freiheit sehen, der am verantwortlichen Verständnis ebendieser Zusammenhängen vorbeiführen könnte.
Aber wie kann man so etwas sagen, angesichts der bestehenden Staatsallmacht und im Anblick einer Zivilgesellschaft, die sich selbst noch nicht erkannt hat? Ja, es sind keine Kleinigkeiten, die da offen stehen, und will ich euch alle einladen, diese Gedanken weiterzubewegen, um zu sehen, ob sie sich als lebensvoll und tragend erweisen können.

Ich danke allen Teilnehmern der Tagung für die durchwegs offene und unkomplizierte Atmosphäre, zu der jeder in seiner Weise beigetragen hat, und hoffe, dass alle wieder gut in den jeweiligen Lebensumfeldern angekommen sind und etwas Schwung in die Alltagspflichten mitnehmen konnten -

und ich freue mich jetzt schon auf weitere fruchtbare Gespräche und Wiedersehen, wo und wann, wird sich zeigen!

Mit herzlichen Grüßen

Clara Steinkellner


P.S.: Und wer etwas mehr über die ›Freie Bildungsstiftung‹ als konkretem Versuch, die Zivilgesellschaft zu stärken, erfahren will, kann sich gerne an mich (stonewaitress{at}hotmail.com) oder Thomas Brunner (votiv{at}web.de) wenden.

Lieber Philipp und lieber Johannes!

Nun sind diese vier Tage ›Was ist an der Zeit?‹ also auch Geschichte. Für viele Menschen war dieser Termin bereits in der Vorbereitungszeit ein anregender Anlass, um einmal wieder das jeweils Wesentlich-Erscheinende zu besinnen. Euch noch einmal ganz herzlichen Dank für diese sprechende Initiative, die sehr transparente und sachgerechte Vorbereitung (diesbezüglich natürlich auch mein besonderer Dank an Benjamin und die weiteren projekt.zeitung-Mitarbeiter) und vor allem für Eure ruhige und tragende Durchführung dieser Tage.

Gewiss könnte ganz unmittelbar vieles kritisch oder als unbefriedigend empfunden werden, doch, denke ich, wurde im Verhältnis zur veranlagten Gestalt das Mögliche weitgehend erreicht.

Das wesentliche Kennzeichen der Gestalt dieser Tage liegt ja darin, dass Ihr als Initiatoren eine Vielzahl Eurer Bezüge zur Sprache habt kommen lassen, die meisten der Referenten in der Vorbereitungszeit jedoch noch nicht direkt miteinander in's Gespräch gekommen waren, sondern sich teilweise während diesen Tagen überhaupt das erste Mal begegneten. Es hatte also unter den Referenten im Vorfeld noch keine Verständigung über eine mögliche gemeinsame Arbeitsperspektive stattgefunden und kein gemeinsames Anliegen war gebildet. So wurde die sehr umfassende Fragestellung ›Was ist an der Zeit?‹ erst einmal zu einem Plateau für sehr unterschiedliche – obwohl in der Tiefe im Kern verwandte – Beiträge.

Dadurch blieben die Begegnungen während den Tagen verständlicher Weise sehr tastend, etwas distanziert betrachtend oder auch ein wenig von Befremdung erfüllt. Dies gab den Tagen eine gewisse unterschiedlich erlebte Gespanntheit. Erfreulich ist - und das natürlich vor allem durch Euren ruhigen Blick auf's Ganze - dass die Spannungen an keiner Stelle wirklich eskalierten, sondern vielmehr zu einer ernsten Gehaltenheit führten. Dadurch ist eine anfängliche Substanzbildung möglich gewesen. Gut war das abschließende ›Podium‹, denn da gab es dann doch Ansätze eines wirklichen Gespräches, da gab es geistige Brührungsmomente die zukünftige Entwicklungen ahnen ließen.

Schön wäre es m. E. die aufgezeichneten Beiträge schriftlich auf zu arbeiten und einen zusammenfassenden ›Tagungsband‹ (z.B. auf Kopierbasis) zu erstellen, um - mit dieser Grundlage ausgestattet - zu gegebener Zeit noch einmal zu einem fortführenden Arbeitstreffen zusammen zu kommen. Eingeladen wären all jene, die diesen Faden weiterverfolgen möchten.

Auf jeden Fall wünsche ich Euch weiterhin eine so ausstrahlende Initiativlust, Offenheit und ein so vielseitiges Interesse. Damit sich immer mehr Menschen in einem wirklich die Menschheit umfassenden Selbstverständnis, als wirkliche Mitarbeiter an den wesentlichen Fragen und Aufgaben der Gegenwart erkennen und anerkennen lernen.

In diesem Sinne,
mit herzlichen Grüßen!

Thomas Brunner

Sonntag, 7. Oktober 2007

Samstag, 6. Oktober 2007