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Donnerstag, 4. September 2008

der kuenstler hat immer recht

Thomas Rieser

In seinen 16 Jahren unermüdlichen Einsatzes musste der ›Alpine Man‹, Hauptdarsteller in Paul McCarthy’s Installation ›The Garden‹*, viele Male repariert werden. Die konstante Tätigkeit des (wie er auch genannt wird) ›Tree Fuckers‹, ließ sowohl die Technik ausfallen, als auch die Gliedmaßen abfallen. McCarthy hätte die ausrangierten ›Fuckers‹ gerne weiter verwendet: ein neues Kunstwerk, das ›Old Fuckers Senior Home‹ schwebte ihm vor, in dem alle dienstalten ›Alpine Men‹ einen Alterssitz gefunden hätten. Der Eigentümer der Installation konnte an dieser Idee jedoch keinen Gefallen entwickeln, er wollte den originalen ›McCarthy‹ behalten. Der Willen des Sammlers galt, und der Künstler hatte keine Macht über seinen ›McCarthy‹.
Das ›Old Fuckers Senior Home‹ wurde nie gebaut.

Was ist original an einem Kunstwerk? Ist Original das Geschaffene, oder das Entstehende? Die kleine Anekdote von ›The Garden‹ zeigt zwei Horizonte auf. Die Definition des ›Originals‹ wird unmöglich, da sie auf der Perspektive des Argumentierenden beruht. Wenn die Essenz des Originals in diesem Sinne variabel ist, woran entzündet sich dann die ästhetische Erfahrung? Gibt es ein Fundament auf das sie sich bezieht?

In meinem Horizont liegt die ästhetische Erfahrung auf dem Fundament des Potentiellen. Die Möglichkeit, oder auch Fähigkeit eine Möglichkeit zu erkennen und dann zu erleben, führt zu einer Erfahrung die ästhetisch ist. Das Kunstwerk ›The Garden‹ hörte in dem Moment auf Kunst zu sein, in dem der Besitzer dem Künstler verbot es weiterzuführen. Der ›Alpine Man‹ ist ein trauriger ›Fucker‹, das ›Senior Home‹ hätte ihm ein Altern in Würde erlaubt. Die ästhetische Erfahrung liegt in dem Potential der Anekdote, nicht in dem aktuellen Kunstwerk.


*Paul McCarthy, The Garden. 1992. Installation, Collection Jeffrey Deitch, New York, NY.

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