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Dienstag, 22. April 2008

rueckwærtsgehen, zum beispiel

Urs Dietler

In einer Reihe von Beitrægen in loser Folge wird Urs Dietler von der ›æsthetischen erfahrung in zeiten des weissen rauschens‹ erzæhlen. Man kœnnte meinen, dass kleine Blickverschiebungen ausreichend wæren, um in den Bereich der æsthetischen Erfahrung zu gelangen, sie sei næmlich latent überall anwesend. Nun ist gerade mit dieser totalen Anwesenheit ein Problem verbunden. Sie scheint næmlich die æsthetischen Erfahrung gleichsam einzupacken und konturlos zu machen. Sie ist also scheinbar da. Jede Verpackung tut so, als wære sie die Verkœrperung der æsthetischen Erfahrung. Hier liegt ein Missverhæltnis vor. Worin dieses Missverhæltnis genauer bestehen kœnnte und welche Interventionen erforderlich wæren, wird von Urs Dietler angegangen.


i. das gehen durch staedte der gegenwart vollzieht sich in raeumen losgeloester beschleunigungen und affichenwechsel. die gemenge von asphalt, hastenden menschen, verglasten buerotuermen und logo-zentrierten busstationen erzeugen erfahrungen, die aesthetisch zu nennen nicht leicht faellt, auch wenn sie es sind. es geht dabei nicht um das fehlende schoene oder das verdeckte natuerliche – beide auch da auffindbar – sondern um einen overflow an fragmentierten eindrücken, der unsere habitate kennzeichnet. die æsthetische erfahrung erscheint gleichsam eingepackt, konturlos. in die differenzen, die æsthetisches aufschliessen, gelangt man durch radikale massnahmen, perspektivenwechsel. langsames rueckwærtsgehen zum beispiel. stunden langes stehen bleiben an einer strassenecke, sprachfetzen auffangend. auch wenn æsthetische erfahrung unhintergehbar ist (als weisses rauschen ist sie permanent), als spezifische verlangt sie einen bewussten vollzug, einen aus der immanenz herausgehobenen reflektierten blickwinkel.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Oje, ungeschützt von einer mich befriedigenden Definition des Ästhetischen Blicks ertappe ich mich dabei, ihn zunächst wie Urs Dietler von mir ausgehend auf die mich umgebenden Dinge zu werfen. Und mit ihm enthüllt sich tatsächlich das Ästhetische erst nach einer langen Weile, denn das Ästhetische scheint neben der Zeit zu fließen. Ich darf mich also von meinen Eindrücken nicht allzusehr beindrucken lassen, sonst bleibe ich an den Oberflächen hängen, die ich dann bewerte ohne wirklich etwas gesehen zu haben. Denn die Oberflächen sind das, was ich schon erkannt habe, und jetzt beim flüchtigen Blicken nur erinnere. Dieses Erinnern ist im Menschen gemachten und im "Natürlichen". Um es aus der Vergangenheit zu lösen bedarf es einer Entwertung, die ich nur abbauend vornehmen kann. Darin liegt der Sinn des Häßlichen, "unästhetischen", Widerwillen erzeugenden, schmerzhaften. Nur durch dieses Nadelöhr hörend oder sehend vermeide ich Formen weiterhin für ästhetisch zu halten, weil sie es früher einmal waren... so weit zunächst